Die Flüsse der Tiefe by Clement Hal

Die Flüsse der Tiefe by Clement Hal

Autor:Clement, Hal [Clement, Hal]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: WILHELM HEYNE VERLAG
veröffentlicht: 2015-10-06T16:00:00+00:00


Punkt drei: Jenny

Es schien wirklich schade, dass man sich so beeilen musste. Stunden oder Tage wären besser gewesen, um die Höhlen zu durchsuchen, Entscheidungen über die Lebensformen zu treffen und sich zu überlegen, wie eine logische Basis für die Auswahl von Probeexemplaren aussehen könnte. Aber sie würde natürlich zurückkommen.

Jenny glitt aus ihrem Kartierapparat heraus. Es war verlockend, bei dieser unbedeutenden Schwere, zu versuchen, nur auf den hintersten drei oder vier Beinpaaren zu gehen; und man konnte beinahe aufrecht balancieren nach Art der Menschen oder Shervahs. Aber das erforderte doch zu viel Aufmerksamkeit. Es müsste angenehm sein, die Augen so weit über dem Boden zu haben und weit sehen zu können, ohne eine Kletterübung daraus zu machen. Aber andererseits müsste es lästig sein, sich bücken oder diese langen, starren Beine zusammenfalten zu müssen, um etwas auf dem Boden genau zu betrachten. Man sollte das gebrauchen, was man hatte.

Und es gab Arbeit zu tun, philosophieren konnte man später, obwohl dies zumindest Zeit und Ort waren, wo das Theoretisieren kaum jemanden in Verlegenheit bringen konnte. Sie erinnerte sich mit freundlichem Vergnügen an den akademischen Lehrer, der in einer Vorlesung auf, wenn sie sich richtig entsann, Diamond, dem innersten Planeten von Fire, die allgemeine Tendenz betont hatte, dass das Auge der Tiere in der Nähe des Mundes zu sitzen pflegte. Dann hatte der unglückliche Sprecher Joe in seiner Hörerschaft bemerkt. Der Schutzpanzer des Nethneens verbarg die Tatsache, dass dessen Mund sich am unteren Pol seines fast sphärischen Körpers befand.

Aber wieder an die Arbeit!

Hier wuchs eine Menge von Dingen, aber nichts, das sich bewegte. Das bedeutete natürlich nicht, dass alle Dinge Pflanzen wären. Es war schon klar, dass hier etwas vor sich gehen musste, das sich radikal von dem Zyklus aus Atmung und Photosynthese unterschied, der auf einem typischen, eine Sonne umkreisenden Planeten ablief. Jenny eilte mit ihren Hypothesen, wie jedes Wesen mit Phantasie, den Daten reichlich voraus.

Die Gewächse an der Stelle, die ihr Auge gefesselt hatten, nur ein oder zwei Meter von der Kartierungsmaschine entfernt, waren schwabbelige Dinger, die Molly mit langen Wurstringen verglichen hätte. Manche wuchsen nach oben und manche breiteten sich in Segmenten über den Boden der Höhle aus. Jenny schnitt vorsichtig Enden von einem niedrigen und einem hohen Zweig ab und tat sie in verschiedene Probenbehälter. Ein – für ihre Augen – farbloser Schleim floss reichlich aus den Schnittstellen. Sie hoffte, die Kreatur nicht übermäßig beschädigt zu haben, und schaute eine halbe Minute lang besorgt zu. Wenn es keine Tiere wären, könnte es keine evolutionäre Einrichtung zum Schutz gegen mechanische Beschädigung geben.

Dann schrumpfte das vorletzte Segment in sich zusammen, das offene Ende wurde der Sicht entzogen, und der Strom hörte auf. Die Rinmore machte befriedigt weiter.

Sie konnte nicht viel Zeit einplanen. Nach zehn Minuten war sie wieder mit vollen Probenbehältern am Kartierer. Zwischen der Stelle, wo sie ihre erste Kollektion gemacht hatte, und dem Roboter war eine Pfütze von Material, vermutlich ausgetretenem Schleim. Durch ihren Panzer geschützt, hatte sie wenig Bedenken hineinzutreten. Natürlich könnte es keine gute Idee sein, die Außenseite ihres Schutzanzuges zu kontaminieren.



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